Kreislaufwirtschaft


Nachhaltiges Bauen muss alle Lebensphasen eines Gebäudes berücksichtigen – von der Baustoffherstellung über die Planung, den Bau und die Nutzung von Gebäuden bis hin zu Rückbau und Rezyklierung. Im Vordergrund steht dabei nicht nur das Schliessen von Stoffkreisläufen, beispielsweise durch Recycling, eine wichtige Rolle spielen zunehmend auch Strategien zur Abfallvermeidung, Verminderung des Materialeinsatzes, Wiederverwendung von Baustoffen und zum Verleihen ganzer Bauelemente. Wir suchen und implementieren daher in allen Bereichen – Reduzieren, Wiederverwenden und Rezyklieren – nach zukunftsfähigen Baulösungen, oft in Kooperation mit Partnerinnen und Partnern aus der Forschung, Industrie oder auch Start-ups.

REDUZIEREN

Keine Frage: Bauen ist ressourcenintensiv. Ein wirksames Mittel, um CO2-Emissionen zu reduzieren und Ressourcen zu schonen, ist daher, den Einsatz von Baumaterialien einzuschränken. Holcim setzt sich dafür ein, dass Beton gezielter und effizienter verwendet wird – da, wo es strukturell sinnvoll und notwendig ist. Dieses Umdenken zu einem vermehrt leistungs- statt volumenbasierten Einsatz von Baustoffen fördern wir durch das Organisieren von Fachtagungen wie die jährliche Betontagung in Zusammenarbeit mit der ETHZ/EPFL sowie einen konstanten Austausch mit Partnerinnen und Partnern, Start-ups und Hochschulen. Gleichzeitig entwickeln und implementieren wir in Kollaboration mit Partnerinnen und Partnern innovative Produkte, die einen effizienteren Einsatz von Baustoffen ermöglichen–wie mineralische Dämmstoffe (Airium), Carbon Prestressed Concrete (CPC) oder das Rippmann Floor System.

Ressourceneffizientes Deckensystem

Das von der Block Research Group der ETHZ und Holcim gemeinsam entwickelte Rippmann Floor System ist ein innovatives und ressourceneffizientes Deckensystem mit einem um 80% geringeren CO2-Fussabdruck als herkömmliche Konstruktionen. Zudem ist das System leicht rezyklierbar. Holcim arbeitet derzeit zusammen mit dem ETH Spin-off «Vaulted» an der industriellen Skalierung dieser nachhaltigen Baulösung.

Verbesserte Energieeffizienz von Gebäuden

Die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Ein entsprechend hoher Stellenwert kommt daher Dämmstoffen zu. Holcim hat mit Airium einen mineralischen Dämmstoff entwickelt, der direkt auf der Baustelle in der gewünschten Menge produziert wird. Dadurch fällt kein Verschnitt an, was ein effizientes, schlankes Bauen ermöglicht. Zudem ist der Dämmstoff vollständig rezyklierbar und schliesst so Stoffkreisläufe.

Leuchtturmprojekt für CO2-reduziertes Bauen

Mit dem Ziel, Baustoffe und Bauweise optimal aufeinander abzustimmen, hat Holcim 2021 in enger Zusammenarbeit mit der ZHAW und der CPC AG eines der klimafreundlichsten Bauwerke der Welt realisiert: eine Plattform für die Annahme von Aushubmaterial im Holcim Werk Hüntwangen. Das Objekt ist maximal CO2-reduziert, dank der Kombination von klinkerfreiem Zement in hochfestem Beton und vorgespannten Carbonlitzen. Der Einsatz der «Carbon Prestressed Concrete»-Technologie (CPC-Technologie) ermöglicht Materialeinsparungen von rund 75% und reduziert in Kombination mit klinkerfreiem Zement den CO2-Fussabdruck um mehr als 75%. Das Pilotprojekt in Hüntwangen zeigt nicht nur, dass nach dem Reduce-Ansatz gebaut werden kann, sondern auch, wie wichtig die Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure ist, um nachhaltiges Bauen möglich zu machen.

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Wiederverwenden

Das Konzept der Wiederverwendung und des Leihens von Baustoffen ist ein relativ neuer, aber vielversprechender Ansatz in der Branche: Nicht mehr benötigte Materialien oder Bauteile werden abgebaut und an einem anderen Ort wieder eingesetzt, was Ressourcen spart und zu einer zukunftsfähigen Bauweise beiträgt.

Erstmaliges Leihen von Bauteilen

In Winterthur entsteht im Frühling 2024 ein Innovationslabor, das aus dünnen CPCFertigteilplatten gebaut wird. Das Unkonventionelle daran: Die Elemente werden von der Bauherrschaft nicht gekauft, sondern für die Lebensdauer des Gebäudes von Holcim geliehen, anschliessend demontiert und für einen neuen Einsatz aufbereitet. Auf diese Weise können Ressourcen länger im Kreislauf gehalten werden. Für Bauherrinnen und -herren ergeben sich ebenfalls viele Vorteile, beispielsweise entfällt für sie der Gebäuderückbau. Das Innovationslabor ist ein gemeinsames Projekt von Holcim, der Firma CPC, der ZHAW und der Stadt Winterthur.

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Erhöhte Lebensdauer von Bauwerken

Mit dem Ultra-Hochleistungs-Faserbeton (UHFB) Ductal kann die Lebensdauer von Bauwerken verlängert werden. Statt Ersatzneubauten ermöglicht das Material Kernsanierungen mit geringem Materialeinsatz. So können Baustoffe länger im Stoffkreislauf gehalten werden.

 

REZYKLIEREN

Rezyklieren ist eine tragende Säule unserer Nachhaltigkeitsstrategie. In diesem Bereich sind wir seit Jahren aktiv, führen Abfälle mit innovativen Lösungen in den Stoffkreislauf zurück und setzen Beton immer wieder neu ein; zum Beispiel in unseren Recyclinganlagen, wo wir Beton- und Mischabbruch zu ressourcenschonenden Produkten aufbereiten. Gleichzeitig erhöhen wir den Einsatz alternativer Rohstoffe in der Zementproduktion und schonen damit Primärressourcen und Deponieraum in der Schweiz. In den letzten zwei Jahren haben wir eine Reihe von Fortschritten erzielt, sodass wir zuversichtlich sind, unsere vor zwei Jahren gesetzten Ziele für 2030 zu erreichen oder gar zu übertreffen. Deshalb haben wir zwei Unterziele nach oben korrigiert: Neu wollen wir den Anteil ressourcenschonender Zemente auf über 50% steigern–das ursprüngliche Ziel lag bei 30%. Gleichzeitig streben wir für den Anteil ressourcenschonender Betone im Portfolio neu ebenfalls 40% statt bisher mindestens 25% an.

Materialien mit langer Lebensdauer

Beton kann praktisch unendlich rezykliert werden – etwas, was heute schweizweit bereits zu etwa 85% gemacht wird. Holcim integriert Rückbau- und Aushubmaterialien an verschiedenen Stellen in den Produktionsprozess, beispielsweise, indem wir Gesteinskörnung aus Rückbaubeton aufbereiten und als rezyklierte Gesteinskörnung in neuen Beton integrieren. Daneben setzen wir Mischabbruchgranulat auch als feine Fraktionen in der Zementproduktion ein, was Primärressourcen schont.

Recycling Center Ostschweiz (RCO)

Unsere neueste Aufbereitungsanlage für Bauabfälle befindet sich in Niederstetten SG. Das Recycling Center Ostschweiz (RCO) bereitet mit moderner Verfahrenstechnik Abbruchmaterial zu neuen, qualitativ hochwertigen Baustoffen auf, die eine breite Anwendung im regionalen Hoch- und Tiefbau finden, beispielsweise als sekundäre Rohstoffe für die Betonproduktion. Jährlich sorgt die RCO so für rund 200000 Tonnen aufbereitetes Material, das wieder verbaut werden kann, und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Schonung natürlicher Ressourcen.

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ECOCycle–ressourcenschonende Produkte

Unter dem Begriff ECOCycle fasst Holcim ressourcenschonende Produkte zusammen, die dazu beitragen, Abfälle zu vermeiden und Stoffkreisläufe zu schliessen. Damit können wir den Ressourcenverbrauch und die damit verbundene Umweltbelastung reduzieren. Alle ECOCycle-Produkte bestehen zu 10–100% aus Rückbaumaterial (Construction Demolition Materials) und sind damit Paradebeispiele für Recyclingbaustoffe. Beispiele sind unser Zement Susteno, ein Recyclingzement auf Basis von Mischgranulat aus dem Rückbau von Gebäuden, oder die Recyclingbetone ECOPact+ und ECOPact RECARB.

Unser Beitrag zur Kreislaufwirtschaft

Alternative Rohstoffe verwenden

Wir schonen natürliche Rohstoffe, indem wir in der Produktion alternative Materialien einsetzen. Damit produzieren wir ressourcenschonende Produkte wie beispielsweise unseren Zement Susteno oder die ECOPact-Betone.

Alternative Brennstoffe einsetzen

Die Zementherstellung ist ein energieintensiver Prozess. Wo möglich ersetzen wir fossile Brennstoffe durch alternative Brennstoffe wie Altöl oder Altreifen. Holcim Schweiz spart jährlich rund 150’000 Tonnen CO₂ ein, indem anstelle von fossilen Brennstoffen 160‘000 Tonnen brennbare industrielle Abfälle verwertet werden.

Referenzprojekte

Nachhaltiger Beton für das HSG Learning Center

Die Universität St. Gallen eröffnete 2022 auf ihrem Campus eine Denk- und Arbeitsstätte, die neue Arten des Lernens und der Kollaboration ermöglicht - das HSG Learning Center. Aufgrund der filigranen Architektur, der zahlreichen Sichtbetonflächen und der umwelttechnischen Aspekte waren die Anforderungen an den Beton äusserst hoch. Die Bauherrschaft vertraute dabei unter anderem auf eine Produktinnovation von Holcim Schweiz, welche den Stoffkreislauf schliesst: der ressourcenschonende und CO2-reduzierte Beton ECOPact+ und der klimaneutrale ECOPact ZERO.

Stoffkreisläufe schliessen – Beispiel Arosertunnel

Die Sanierung des Arosertunnels ist ein gutes Beispiel einer regionalen Kreislaufwirtschaft: Bei der Sanierung des 300 Meter langen Tunnels der Rhätischen Bahn fällt eine grosse Menge belastetes Ausbruchmaterial an, das wir im Zementwerk Untervaz aufbereiten und als alternatives Rohmaterial der Zementproduktion zuführen. Der in Untervaz hergestellte Zement wird wieder im Arosertunnel verbaut – der Baustoffkreislauf schliesst sich.

Verwertung von Strassensammlerschlämmen

Strassensammlerschlämme sind das Abfallprodukt, das entsteht, wenn Kehrmaschinen die Strassen gefegt und Saugmaschinen die Schächte gereinigt haben. Dieses stark belastete Material kann normalerweise nicht weiterverarbeitet werden. Gemeinsam mit den kantonalen Behörden im Aargau und dem Zementwerk Siggenthal entwickelte Geocycle eine Lösung für die Verwertung der Feinfraktion aus der Aufbereitung von Strassenwischgut.

Neue Plastrec AG

Gemeinsam mit unserem Partner betreiben wir am Standort Würenlingen eine Kunststoffaufbereitungsanlage für eine umweltgerechte und nachhaltige Aufbereitung von Gewerbe- und Industrieabfällen zu Ersatzbrennstoffen. Durch die nachgelagerte Verwertung aller Abfälle in den Zementwerken wird der grösstmögliche Umweltnutzen erreicht und jährlich rund 30’000 Tonnen CO2 eingespart.